Am Dienstag, 4. August 2020 um 14:00 Uhr, war es soweit: Die Feuerwehr begann an den drei Hochhäusern unserer Residenz Rüppurr mit ihrer Notfallübung. Heute war die Feuerwehr-Stellprobe geplant. Hierbei testen die Retter vorgesehene Rettungsmaßnahmen an Gebäuden mit mehreren Stockwerken, meist mit Hilfe einer Drehleiter. Vom Schotterrasen neben dem Haupteingang sollte der erste Einsatz zur Rettung von Personen aus Haus I erfolgen. So fanden sich die Damen und Herren der Branddirektion – Abteilung Karlsruhe, des Bauordnungsamtes – Abteilung vorbeugender Brandschutz, sowie unser Geschäftsführer und
zwei der Hausmeister des Wohnstiftes auf dem Platz ein. Von meinem Schreibtisch im Sekretariat beobachtete ich die Menschenansammlung vor meinem Fenster und dachte mir, dass ich zu Beweiszwecken wohl ein paar Fotos der Aktion schießen sollte. Also schnappte ich mir die Kamera und ging hinaus.
Eine Frau vom Bauordnungsamt hatte die Ehre, als Erste in den Korb des Feuerwehrautos steigen zu dürfen. Sie wurde im Korb gesichert, und dann ging es zusammen mit einem Herrn der Feuerwehr auf der ausfahrenden Leiter ab in die Höhe. Nach dem Anleitern an Haus I und dem Aufnehmen der entsprechenden Messdaten ging es weiter zur Rettung an Haus II. Hierfür positionierten die Einsatzkräfte das Fahrzeug auf der neu ertüchtigten Feuerwehraufstellfläche. Erneut nahm der Feuerwehrwachtmeister eine Mitarbeiterin des Bauordnungsamtes mit auf seine Fahrt nach oben. Nebenbei fragte mich ein Kollege von ihm, ob ich nicht als Nächste mit nach oben wolle. Da ich eigentlich keine Höhenangst habe, sagte ich: „Na klar“. Gesagt – getan!
Als der Standplatz des Feuerwehrautos auf die Rückseite von Haus II gewechselt wurde, war nun ich an der Reihe. Ein Feuerwehrmann legte mir einen Sicherheitsgurt um meine Hüfte, an dem weitere Gurte und Karabinerhaken baumelten. Damit ausgerüstet, stiegen wir in den Korb. Der Brandmeister sicherte mich mit den Karabinerhaken, die er in die dafür vorgesehenen Vorrichtungen im Korb einklinkte. Dann ging es in Richtung Himmel. Erst hier wurde mir klar: Haus II – es ist das Hochhaus mit den meisten – nämlich 13 – Etagen. Und siehe da: Interessierte Bewohner standen auf ihren Balkonen und winkten mir zu. „Das passiert ja wohl nicht alle Tage, dass die Sekretärin der Geschäftsführung in einem Feuerwehrkorb an meinem Balkon vorbeifährt“, rief mir eine Bewohnerin zu.
Ich musste schmunzeln. Wie Recht sie doch hatte. Auf Höhe des elften Stockwerkes hielten wir an, obwohl die Leiter noch genügend Spiel nach oben hatte.
Zum Glück ging kein starker Wind, für mich wackelte der Korb schon genug. Ich griff an die Balkonbrüstung. „Nun könnte der Feuerwehrmann über die Brüstung klettern, um Menschenleben zu retten“, erklärte mir mein Begleiter. Das Anleitern an Haus II war vollbracht.
„Nur nicht nach unten schauen“, dachte ich mir, und so genoss ich einen wunderschönen Blick über den nahen Oberwald. Auf dem Autobahnkreuz
Karlsruhe war freie Fahrt, und auch auf der A8 Richtung Karlsbad war kein Stau. Beim Herüberschwenken der Feuerwehrleiter in Richtung Tiefgaragendach sah ich ein Ehepaar auf der Dachterrasse von Haus II stehen, welches uns interessiert zusah. Der Herr sagte zu mir: „Das finde ich aber sehr nett von Ihnen, dass Sie mir eine Tasse Kaffee vorbeibringen“. Ich antwortete ihm: „Ja, das würde ich schon machen, aber leider habe ich die Thermoskanne unten vergessen.“
Durch das Einfahren der Feuerwehrleiter ging es nun schnell wieder auf sicheren Boden zurück. Unten angekommen, stieg ich aus dem Korb, und
es war schön, wieder festen Boden untermeinen Füßen zu spüren. Eines wurde mir bei dieser Aktion bewusst: Die Höhe macht mir nichts aus, aber Bungee-Jumping ist nichts für mich.
Elke Kamm